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entwicklung finden.
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Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass Sterbenmüssen in vielen Kulturen und auch in anderen
Zeiten gar nicht als so erschreckend gilt, wie im christlichen Abendland. Leider sind die Maßnahmen
der Sterbehilfe noch lange nicht juristisch zementiert und von der Bevölkerung akzeptiert. Als
Ausnahme seien die Niederlande erwähnt, wobei der Prozess einer juristischen Untermauerung als fast
vollständig abgesichert zu betrachten ist. Einen Überblick über Sterbehilfe findet man bei Alfred Simos
(1999).
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6.- Die Schule als "sozialer Ort" (Bernfeld) der Ignoranz
5.3. Neid als Lernhindernis
Rufen wir uns wieder ins Gedächtnis, dass die identifikatorischen Prozesse die via regia
des Lernens sind. Für den Säugling ist dieser Weg fast das einzige Vehikel innerhalb der
ersten drei Jahre. Die Subjekt-Objekt-Differenzierung bildet die Voraussetzung für den
Neid, der nach Melanie Klein eine heftige Triebregung darstellt, und zwar sehr früh, so-
gar vor der Etablierung der Ich-Grenze, auftritt. Zum Kernpunkt meines Neidgefühls
gehört die Schwierigkeit, die Tugenden und Eigenschaften des Anderen anzunehmen.
Auf dieser Basis versuche ich, den Anderen aggressiv zu entwerten, zu zerstören, ver-
siegele aber damit die Identifikation und damit gleichzeitig die Möglichkeit, vom Ande-
ren zu lernen. Identifikation und die daran gekoppelte Liebe sind eine bedeutende Vor-
aussetzung zum Lernen und zu der Fähigkeit, sich gegenüber der Welt zu öffnen. Wie
Ekstein (1969) bestätigt: "Aus Liebe lernen, führt zur Liebe zum Lernen".
Der Mensch ist an sich nicht vollständig durch erbliche Verhaltensweisen fixiert.
"Damit ist die ungeheuere Wandlung vorgegeben, die den Menschen aus der Reihe von
Lebewesen (...) heraushebt und zu einem Wesen mit weltoffenen Erfahrungsmöglich-
keiten macht" (Caruso 1957). Diese biologische nicht für immer fixierte Anlage sollte
im Individuum mit Hilfe einer weltoffenen Erziehung soweit wie möglich entwickelt
werden. Die Bereitschaft, vom Anderen zu lernen oder für den Anderen offen zu sein,
setzt voraus, den eigenen Neid in Schach halten zu können. Wenn ich das Wissen des
Anderen anerkenne, erleichtert dies indirekt die Angst vor meiner eigenen Ignoranz: Der
Andere und seine Wissensvorräte können auch für mich von großem Nutzen sein. Die
Notwendigkeit, weltoffen zu werden -besser gesagt, als Gegenpol zum Fundamentalis-
mus weltoffen zu bleiben- kann von Kindheit an behindert oder gefördert werden.
6.- Die Schule als "sozialer Ort" (Bernfeld) der Ignoranz
Die Existenzberechtigung der Schule als Institution beruht auf der einfachen Tatsache,
dass die Schüler einiges (oder vieles) nicht wissen. Natürlich existieren große Unter-
schiede zwischen den verschiedenen Schulen im weitesten Sinne des Wortes. So gibt es
z.B. Schulen, die mehr Interesse daran haben, Information oder bloße Kenntnisse zu
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6.- Die Schule als "sozialer Ort" (Bernfeld) der Ignoranz
vermitteln, als dialogisch in das Selbstdenken einzuführen. Und im Grunde gilt das für
jede Institution, die als Verwalterin des angeblich wahren, göttlich offenbarten, ortho-
doxen, sicheren Wissens fungiert. Es ist offensichtlich, dass bei allen fundamentalisti-
schen Bewegungen ein besonderer Akzent auf die Verwaltung und Sicherung des richti-
gen Wissens gelegt wird, da dies gerade ihre Grundlage ausmacht.
Störungen beim Lernen gelten als ein zuverlässiger Seismograph des Verlustes
des seelischen Gleichgewichts. Das erste, woran ein Lehrer in einem solchen Fall den-
ken sollte, ist die Lehrer-Schüler-Beziehung, dann folgt die schulische und familiäre
Atmosphäre, und an dritter Stelle die allgemeine gesellschaftliche Situation, worunter
soziale Unruhen, gesteigerte Kriminalität und Verbreitung von Suchtphänomenen fallen.
Das heißt, man sollte an die Wechselwirkung zwischen der äußeren und inneren Realität
denken. Es ist offensichtlich, wie fast jede schwierige politische und soziale Weltlage
(äußere Realität) sofort ein Erstarken fundamentalistischer Gesinnung nach sich zieht.
Unter den häufigsten Klagen der Lehrer treten folgende vielleicht am meisten auf:
"Die Schüler haben kein Interesse daran, etwas zu lernen", "Ich weiß nicht, was ich mit
ihnen machen soll". "Ich weiß nicht, wie ich sie motivieren soll". Andererseits lassen
sich die klassischen Klagen der Schüler vernehmen: "Es ist sehr schwierig", "Es kostet
mich viel Mühe", "Ich weiß nicht, was Lernen bedeutet und wozu es nützt". Hinter all
diesen Klagen lauert die Angst beider: "Ich weiß nicht, was zu tun ist, oder was ge-
schieht". Die erste Reaktion darauf besteht in der Versuchung, mit Hilfe von Autorität
zu reagieren: Autorität in Bezug auf Kenntnisse (Dogmen) und in Bezug auf Disziplin
(Strafen). Das sind aber gerade Reaktionen, welche die fundamentalische Denkweise
kennzeichnen. In der Schule finden wir Situationen, in denen deutlich eine schon vorher
erwähnte Grundproblematik hervortritt, nämlich die Frage: "Was mache ich mit der Un-
sicherheit und Angst vor meiner eigenen Unwissenheit?" Außerdem wird es -vor allem
in unserer Leistungsgesellschaft- noch schwieriger, weil Ignoranz als Schande gebrand-
markt wird. Anscheinend gilt es als im höchsten Maße beschämend, Unwissenheit ein-
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